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Hier ein Artikel des HC, leider nicht als link.
Die Titanic in der Wippendorfstraße ist gesunken – damit gibt es einen rechten Hotspot in Neumünster weniger. Der braune Sumpf allerdings besteht fort. Und manche politische Entscheidung erschwert das Trockenlegen.
Die Titanic sinkt, aber der braune Sumpf in Neumünster bleibt
von Hannes Harding
- Oktober 2021, 12:00 Uhr
Neumünster | Jahrelang haben Bürgernetzwerke und linke Gruppen in Neumünster gekämpft, um die Gaststätte Titanic zu verhindern. In der Kneipe in der Wippendorfstraße wurde nicht nur fröhlich gefeiert, es wurden Rechtsrock-Konzerte zelebriert, die landesweite Rocker- und Neonazi-Szene fand sich hier ein. Die demokratiefeindliche NPD wählte hier ihren Vorstand. Dass dieser Rechten-Treff jetzt die Segel streichen musste, ist durchaus als Erfolg im Kampf gegen den braunen Sumpf in Neumünster zu werten. Erst der Club 88, jetzt die Titanic – zwei braune Flecken weniger auf der Weste der Stadt Neumünster.
Weiß ist diese Weste deshalb aber nicht. Man könnte Wetten darauf abschließen, wo der nächste Treff der rechten Szene entsteht. Schon gibt es Gerüchte, sie ziehe irgendwo an die Ehndorfer Straße. Deshalb ist nicht nur Obacht geboten, sondern auch gesellschaftliches und politisches Engagement weiterhin notwendig, um rechten Umtrieben den Boden zu entziehen. In der Ratsversammlung klappt das schon ganz gut. Die Zeiten, in denen Politiker den NPD-Ratsherren nur demonstrativ den Rücken zudrehten, sind vorbei. Heute gibt es auch mal Beef, wenn die NPD rassistisch auffällig wird.
Der braune Sumpf jedenfalls besteht weiter. Und es wird umso schwieriger, ihn trockenzulegen, je stärker in der politischen Mitte Entscheidungen hoffähig werden, die für extreme Parteien geradezu als Steilvorlage dienen müssen. In Neumünster wird ein Zeichen gegen Rechts, gegen Rassismus und Ausgrenzung gesetzt, während am selben Tag in Hessen die Landesregierung gesunden Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht gegen Corona impfen ließen, erklärt, sie seien zu gefährlich, als dass man ihnen uneingeschränkten Zugang zur Grundversorgung mit Lebensmitteln erlauben könne. Hier werden rote Linien gerissen, hier wird gespalten. Politisch spielt das nur jenen in die Karten, die man eigentlich draußen vor lassen möchte, der AfD – und in Neumünster der NPD.